Breisach
Die Geschichte der Stadt Breisach im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald, die dem Breisgau seinen Namen gab, reicht über 4000 Jahre zurück. Funde aus der Jungsteinzeit belegen die frühe und seither kontinuierliche Besiedlung des Münsterberges. Breisach liegt südlich am Kaiserstuhl, direkt am Rhein.
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Bei Grabungen entdeckte man die ‘Bewaffnung’ eines steinzeitlichen Jägers: eine Pfeilspitze und eine steinerne Armschutzplatte. Auf dem Felsplateau des heutigen Münsterberges bestand bereits um 1.200 v. Chr. eine größere Siedlung. Ein damaliger Töpfer an der heutigen Kapuzinergasse hinterließ uns eine Abfallgrube mit über 400 Tongefäßen. Auf dem Münsterberg residierte vor über 2000 Jahren ein keltischer Gebietsfürst. Der heutige Stadtteil Hochstetten war damals ein bedeutender Handelsumschlagplatz am Rhein.
Seit dem 10. Jahrhundert entwickelte sich Breisach zu einem der bedeutendsten Orte am Oberrhein. Zu den Stadtherren zählten u. a. die deutschen Könige, die Bischöfe von Basel, die Staufer und Zähringer. Stadtmauern und -tore schützten die Stadt, die über Münz- und Marktrecht verfügte. 1198 begann Herzog Berthold V. von Zähringen mit dem Bau einer mächtigen Burg am Nordende des Breisachberges und des 42 Meter tiefen Radbrunnens in dessen Mitte. Klöster wurden gegründet, die Rheinbrücke erbaut.
St. Stephansmünser. Ein ganz besonderes Kleinod grüßt im Südwesten des Kaiserstuhls schon von Ferne – das Breisacher St. Stephansmünster. Hoch auf dem Münsterberg gelegen, überragt das Breisacher Wahrzeichen die Häuser der Altstadt und die Rheinebene. Seine beiden Türme weisen dem Besucher den Weg zu einem interessanten Bauwerk, das zahlreiche Schätze birgt, zu herausragenden Kunstwerken, deren Genuß man sich nicht entgehen lassen sollte. Romanische und gotische Elemente prägen das Münster, das wohl im ausgehenden 12. Jahrhundert begonnen und um späten 15. Jahrhundert vollendet wurde.
Der Hafen, einziger zwischen Basel und Straßburg, brachte ebenso Wohlstand in die Stadt wie zahlreiche Wallfahrten zu den Stadtpatronen St. Gervasius und St. Protasius, die der Überlieferung nach 1164 von Mailand hierher gebracht wurden. Ausdruck des städtischen Reichtums war der Neubau des St. Stephansmünsters vom 12. bis 15. Jahrhundert, der bedeutende Künstler nach Breisach führte (Hans Loi, Martin Schongauer).
Im 17. Jahrundert wandelte sich die Stadt des Handels und Gewerbes zu einer der bedeutendsten Festungen Europas.
Das Video oben unternimmt einen Spaziergang durch Breisach am Rhein. Bild antippen und genießen!
Sie galt als ‘Schlüssel zum Reich’ und ‘Des Heiligen Römischen Reiches sanftes Ruhekissen’, wer Breisach besaß, war Herr über das Land links und rechts des Rheines. Im 30-jähringen Krieg gelang die Eroberung der habsburgischen, vorderösterreichischen Stadt nur mit einer List: Der protestantische Heerführer, Herzog Bernhard von Weimar, hungerte Bevölkerung und Besatzung monatelang und erfolgreich aus. Die verzweifelte Stadt mußte sich im Dezember 1638 ergeben und wurde für kurze Zeit eine sächsisch-weimarische Amtsstadt.
Museum für Stadtgeschichte in Breisach. Erleben Sie 4.000 Jahre Breisacher Siedlungs- und Stadtgeschichte im Museum für Stadtgeschichte im Rheintor! Das Rheintor wurde 1678 von dem französischen Festungsbaumeister Jacques Tarade nach Plänen von Vauban an Stelle eines mittelalterlichen Vorgängerbaus als prächtiges neues Eingangstor zur damaligen französischen Stadt Breisach errichtet. Mit seiner aufwändig geschmückten Westfassade zählt es zu den schönsten heute noch erhaltenen Festungstore Europas. Nach vielfältigen Nutzungen beherbergt es seit 1991 das Museum für Stadtgeschichte. Die Dauerausstellung führt Sie von der Steinzeit über die keltische Periode, in der Breisach ein Fürstensitz war, zu den Römern und weiter bis in die Neuzeit. Der Rundgang endet mit eindrucksvollen Photos von der Zerstörung Breisachs im Zweiten Weltkrieg und dem Wiederaufbau bis hin zur „Europastadt“.
Nach Bernhards Tod trat Frankreich 1639 sein Erbe an. Breisach wurde eine französische Stadt. Unter König Ludwig XIV. baute der französische Militärarchitekt Vauban Breisach zur stärksten Festung Frankreichs aus, zu einem ‘Juwel’ in der französischen Krone. Im Nordwesten entstand ein völlig neuer Stadtteil, die Breisacher Neustadt Saint-Louis, Sitz des von Ensisheim hierher verlegten elsässischen Parlaments und obersten Gerichtshofs. Nach dem Frieden von Rijswijck 1697 mußte diese Neutsadt jedoch abgerissen werden.
Als Ersatz ließ Ludwig XIV. durch Vauban das heute noch ursprünglich erhaltene Neuf-Brisach, einen wahrhaften Festungsstern, erbauen. Nur drei Jahre, 1700 bis 1703, erfreute sich Österreich wieder seines Besitzes Breisach, dananch geriet es bis 1714 nochmals unter französische Herrschaft.
Kaiserin Maria Theresia ließ 1741/43 die gewaltigen Festungsanlagen schleifen, die Militärbauten sprengen. Sie wollte damit den ewigen Zankapfel zwischen Frankreich und Deutschland beseitigen.
Hochaltar des Meisters H.L. im Breisacher Münster. Durch den kunstvoll gestalteten Lettner mit seinem Reichtum an spätgotischer Steinmetzkunst gelangt man zum Chor, der einen der schönsten Schnitzaltäre Deutschlands beherbergt. Der Hochaltar wurde in den Jahren 1523 bis 1526 vom Meister H. L. (Hans Loi) geschaffen, der auch den Altar in der Niederrotweiler Michaeliskirche schuf. Der Mittelschrein zeigt in einer ungemein lebendigen Darstellung die Krönung Marias. Gottvater und Christus halten hoch über Marias Haupt eine herrlich mit Blüten und musizierenden Engeln verzierte Krone, der Heilige Geist wird durch eine darüber schwebende Taube symbolisiert. Auf dem linken Seitenflügel ist rechts der Kirchenpatron Stephanus zu sehen, an dessen Martyrium Steine auf dem Buch in seiner linken Hand erinnern; neben ihm der Heilige Laurentius. Der rechte Flügel ist den Stadtpatronen Protasius und Gervasius gewidmet. Der Altar ruht auf einer Predella mit der Darstellung der vier Evangelisten. Bis zum Deckengewölbe ragt das ebenfalls kunstvoll geschnitzte, einem Schüler H. L. zugesprochene Gesprenge auf. In der Mitte sitzt Anna Selbdritt, zu ihren Zeiten Vitalis und Valeria, die Eltern der Stadtpatrone, von musizierenden Engeln umrahmt, über allen der Schmerzensmann Jesus.
50 Jahre später zerstörten französische Revolutionstruppen durch ein 4-tägiges Brandbombardement im September 1793 die seit Jahrhunderten gewachsene Stadt. Breisach blieb bis ins frühe 19. Jahrhundert eine Ruinenstadt und erholte sich von diesem schweren Schlag nie mehr völlig.
Nach 1793 verlagerte sich Breisachs Stadtzentrum vom Münsterberg, von der Ober- in die Unterstadt. Dort entstanden neue Häuser, Handwerksbetriebe und Geschäfte, der Berg wurde weitgehend landwirtschaftlich genutzt.
Rebgärten entstanden an der Stelle von 3- und 4-stöckigen Gebäuden. In der Nähe des Münsters hingegen fanden die Stadtverwaltung und ein Badisches Bezirksamt (bis 1924) ihren Sitz. In den 1870/1880er Jahren brachten die neuen Eisenbahnlinien von Freiburg und dem Kaiserstuhl nach Colmar einen bescheidenen wirtschaftlichen Aufschwung.
Schloss Rimsingen. 1621 erwarb Johann Erhard Maria von Falkenstein die Grundherrschaft Oberrimsingen und errichtete hier einen Gutshof, Teile der Ökonomiegebäude von 1626 noch erhalten. 1773-1776 unter Freiherr Franz Anton Marquard von Falkenstein Ausbau zu einer Schlossanlage durch den Vorarlberger Baumeister Kaspar Zengerle im Stil des französischen Frühklassizismus, beeinflusst von Franz Anton Bagnato und Pierre Michel d’Ixnard. Bis 1872 im Besitz der Freiherren von Falkenstein, danach der Grafen von Helmstatt und der Familie von Gleichenstein. Seit 1985 in Besitz der Familie Hosp, umfangreiche Sanierung und Einrichtung einer Kunstgalerie, Veranstaltungsraum und Kleinkunstbühne. Wappengiebel auf der Gartenseite des Schlosses dem Bildhauer Joseph Hör (1732-1785) zugeschrieben. Im Innern Supraporten mit Pariser Bildtapeten um 1800 mit Motiven des Landschaftsmalers Claude Joseph Vernet sowie mit Stilleben von Thomas Kitzinger 1986.
Breisach, dessen Bevölkerung zwischen 1939 und 1945 mehrfach evakuiert worden war, wurde im Frühjar 1945 durch Artilleriefeuer zu 85 Prozent zerstört. Auch das Münster und die mittelalterlichen Stadttore erlitten schwerste Schäden. Bis 1954 war der Wiederaufbau weitgehend abgeschlossen, das historische Stadtbild annähernd wiederhergestellt.
Am 9. Juli 1950 fand in Breisach als erster Stadt in Europa eine von der Europa-Union Deutschland initiierte Probeabstimmung über die Bildung eines europäischen Bundesstaates statt. Annähernd 96 Prozent der Wähler votierten im Wissen um die leidvolle Geschichte der Grenzstadt für dieses politische Ziel. Das 1951 entzündete Europalicht und die 1964 verliehene Europafahne auf dem Eckartsberg mahnen seither, sich hiefür einzusetzen und das Miteinander über Grenzen hinweg auch im Alltag zu leben.
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