Merdingen Römerbad
Nördlich von Merdingen am südlichen Ende eines kleinen Wäldchens und auf halber Strecke zu Wasenweiler am Kaiserstuhl ist von der Straße aus eine merkwürdige Überdachung zu erkennen. Seitenwände fehlen. Ein kleines Schild an einem Feldweg zeigt zum “Römerbad”. Viel zu sehen ist hier nicht. Die archäologischen Funde waren eher spärlich. Dennoch geben die unter dem hölzernen Dach beschatteten Mauern einen guten Einblick in eines jener Bäder, wie sie hier überall betrieben wurden.
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Das Badegebäude war schon in der Vorkriegszeit teilweise aufgedeckt, damals aber als Wohnbau gedeutet worden. In den Jahren 1977 und 1978 wurde der Platz erneut untersucht und dabei der ganze Grundriss freigelegt. 1981 wurde über den restaurierten Mauern und Böden die schützende Dachkonstruktion errichtet.
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Bäder waren für die Römer Ausdruck ihres Willens, auch in entlegenen Gebieten des Reiches eine zivilisatorische Errungenschaft beizubehalten, die für die Gesundheit und das Wohlbefinden wichtig war. So liegt das Wesentliche des römischen Bades nicht in der einfachen Körperreinigung, sondern in dem wohldurchdachten Durchgang verschieden temperarierter und ausgestatteter Baderäume. in der Regel folgt auf einen Auskleideraum ein Kaltbad mit einer Kaltwasserwanne, ein lauwarmer Übergangsraum, der wohl mancherorts auch als Salbzimmer diente, und dann ein Heißbad mit einer Wanne mit heißem Wasser. Gelegentlich findenn sich außer dem Caldarium (Heißbad) eigens eingerichtete Schwitzbäder.
Durch den Anbau an der Nordseite besaß das Merdinger Bad sogar mehr als die üblichen Räume. Dieser Anbau wird als Eingangs- und Auskleideraum gedeutet. Der ursprüngliche Auskleideraum wurde in ein Kaltbad umgewandelt. Das legt der hier aufgefundene weißliche Estrich nahe. Zur eigentlichen Wannennische führte ein Durchgangsraum, von dem aus auch die warmen Räume erreicht wurden. Diese beidenZimmer waren mit einer Bodenheizung versehen. Auf einem unteren Estrich von rötlicher Farbe standen kleine Pfeiler von etwa 70 cm Höhe. Sie trugen den eigentlichen, von unten her erwärmten Fußboden. Die Beheizung erfolgte von einem hölzernen Vorbau an der Südseite, in dem auch das Brennmaterial gelagert wurde. Die Heizgase strichen durch Hohlziegel an der Wand, bevor sie durch einen Kamin ins Freie geleitet wurden.
Die Innenausstattung beschränkte sich nicht nur auf das Notwendigste. Im Caldarium (Heißbad) muss eine gemauerte Heißwasserwanne ergänzt werden, die aber nicht nachweisbar ist. Die Funde zeigen, dass wohl nicht nur diese Wanne, sondern auch weitere Teile des Gebäudes mit geschlirrenen Kalksteinplatten ausgekleidet waren. Die Fenster dürften hier, wie im übrigen Gebäude, verglast gewesen sein. Der Abflusskanal an der Ostseite diente mit seiner Einlassöffnung (Steingitter) gleichzeitig der Trockenhaltung des Baus und seiner nächsten Umgebung.
Der Merdinger Gutshof
Die Merdinger “Villa”, ein Hofgut mittlerer Größe, liegt nahe dem Rand des Tunibergs auf fruchtbarem Boden in der Ebene. Auch die heute feuchteren Gebiete gegen das nahegelegene “Wasenweiler Ried” waren in römischer Zeit trocken und für Ackerbau und Siedlung geeignet. Die Wasserversorgung erfolgte wahrscheinlich durch eine hölzerne Rohrleitung von einer Quelle am Hang des Tuniberges.
Vom Gutshof in der “Hagenmatte”, der aus mehreren Gebäuden bestand, sind bisher das hier sichtbare Bad, das Wohnhaus und ein kleiner Speicher archäologisch untersucht worden. Beide Ruinenstätten sind jetzt noch als flache Erhebung im Gelände erkennbar: das Wohnhaus inetwa 45 m Abstand in nord-westlicher Richtung, der Speicher in etwas geringerer Entfernung nach Norden, jenseits des Weges. Das Wohngebäude war zunächst in HOlzbauweise erreichtet worden (1. nachchristliches Jahrhundert), bevor dann im 2. Jahrhundert an derselben Stelle ein steinerner Bau vom Typ der hierzulande üblichen Risalitvilla entstand (Bau mit zwei vorspringenden Eckräumen). Unter den relativ spärlichen Funden sind einige Gefäßscherben rotglänzender Sigillata, wenige Münzen und ein Ziegelglöckchen aus Bronze erwähnenswert.
Typisch für die römische Zeit waren die überall im Lande verbreiteten Gutshöfe (villae), die inmitten der zugehörigen Wiesen und Felder angelegt waren. Auch auf Merdinger Gemarkung hat es mehrere Gutshöfe gegeben, von denen allerdings keines vollständig ausgegraben wurde. Sie bestanden immer aus mehreren Gebäuden, die unterschiedlichen Zwecken dienten. Neben dem eigentlichen Wohnhaus und dem obligatorischen Bad gab es Speicher und Stallungen, häufig aber auch Werkstätten und nicht zuletzt kleine Tempel. Die Gebäude waren von einer niedrigen Hofmauer eingefasst.
Auf solchen Gütern wurden in erster Linie Lebensmittel produziert, zunächst für den Eigenbedarf, in großem Umfang aber auch für die Versorgung von Truppen und Märkten. Daneben fertigte man verschiedene handwerkliche Erzeugnisse aus Bronze, Bein oder Eisen. Häufig ist auch die Herstellung von Baumaterialien (Mörtel, Ziegel) nachgewiesen.
Vor allem durch diese Gutshöfe, von Eigentümern oder Pächtern bewirtschaftet, wurde in römischer Zeit das fruchtbare Land erschlossen. Ihre Bewohner trugen so ganz wesentlich zur “Romanisierung” dieses Gebietes bei.
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