Villingen-Schwenningen Magdalenenberg
Am südlichen Stadtrand von Villingen (Villingen-Schwenningen) liegt der Warenberg. Die Anhöhe ist von der Umgebung im Flussdreieck Brig, Wolfach und Brigach gut sichtbar. Mitten auf dem Warenberg mit seinen 769 Meter Höhe erhebt sich ein riesiger keltischer Fürstengrabhügel, der grösste Grabhügel Mitteleuropas.
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Er ist rund 8 m hoch und hat einen Durchmesser von 104 Metern. 46.000 Kubikmeter Erde und Steine sind dazu herangeschafft worden. Bei seiner Wiederaufschüttung 1975 setzten die Arbeiter Schaufelbagger ein. Bei der Errichtung des Grabhügels vor 2500 Jahren hat man das Material in geflochtenen Reisigkörben herbeigetragen.
Bei klarem Wetter hat man vom Hügel einen weiten Blick ins Land. Im Westen türmen sich die Schwarzwaldberge, im Norden zeichnet sich der Steilabfall der Schwäbischen Alb ab, die sich bis in den Osten erstreckt. Dazwischen zieht sich die weite Hochebene der Baar. Im Süden kann man bei Föhnwetter die Alpen erkennen.
Der Fürst hatte in der befestigten Siedlung auf einer Bergzunge beim Zusammenfluss von Kirnach und Brigach, heute Kapf genannt, gewohnt. Seine Grabstätte sollte mitten im Siedlungsgebiet stehen und von weither bemerkt werden. Die Gegend war damals weniger bewaldet, und so konnte man vom Wohnplatz des verstorbenen Fürsten bis zur ausgewählten Stelle blicken. Die keltischen Siedler setzten mit dem Grabhügel ihrem Herrn im Jahre 551 v. Chr. ein Denkmal, wie es üblich war.
In die Mitte eines kreisrunden Geländes kam die Grabkammer. Mit Rindergespannen zogen die Leute Eichenstämme zum Bauplatz; bis zu 90 Bäume wurden an Ort und Stelle zu vierkantigen Balken nur mit Eisenbeilen bearbeitet. Die rund 30 cm breiten Seitenflächen waren so gut geglättet, daß beim Zusammenfügen der Balken kein noch so dünnes Hölzchen dazwischen gepaßt hätte.
Für den Boden der Grabkammer waren 29 Balken notwendig. Für die Seitenwände wurden sie am Ende ausgeklinkt und dann in Blockbauweise eingepaßt. So entstand eine Kammer aus Holzbalken. rund 6 m breit, 9 m lang und 1,30 m hoch. Für die Decke war eine doppelte Lage vorgesehen, denn diese Balken mussten die gesamte Last des Hügels aushalten. Ebenfalls mit Rindergespannen wurde der Transportweg von über 2 Kilometern überbrückt. Die Steine schichteten die Kelten um die hölzerne Grabkammer auf.
Bis zu diesem Zeitpunkt waren schon Wochen vergangen. Erst dann fand die Bestattung des toten Fürsten statt. Von Süden führte zur Grabkammer hin ein mit dicken Balken gesäumter Weg: er war ungefähr 20 m lang. Über diesen Weg schritten die Männer, die ihren Anführer auf einer Bahre aus Fichtenholz trugen. Der Keltenfürst war in seiner besten Tracht gekleidet, dazu gehörten auch seine persönlichen Waffen. In die Grabkammer legten die Kelten noch reichlich Gaben für das ungetrübte Leben ihres Fürsten nach dem Tode. Dann schlossen sie die Kammer.
Jetzt begannen die Grabbauer, den Hügel aufzuschütten. Sie deckten die Kammer mit den herbeigeschleppten Steinen zu. Dieser Steinkegel war schließlich 3,5 m hoch und hatte einen Durchmesser von 40 Metern. Die ungleichmäßige Oberfläche dichteten sie mit Grasschollen ab. Nun mühten sich die Menschen etwa 15 Jahre lang: Korb für Korb trugen sie Erde zum Grab und mit jedem Korb wuchs der Grabhügel. Endlich war er so hoch, daß er wie ein Berg sichtbar dastand. Die Arbeit war für die Kelten sehr wichtig. Die Grabesruhe ihres Fürsten schenkte ihnen die Zuversicht, das Leben ihres Anführers auch nach dem Tod geschützt zu haben.
Noch 35 Jahre wohnten die keltischen Siedler im Umkreis des Grabhügels. In dieser Zeit bestatteten die Leute der Siedlung auf dem Kapf ihre Toten im Grabhügel des Fürsten. Schließlich lagen dort 127 Menschen: Männer, Frauen und Kinder. Die Gräber markierten sie wahrscheinlich mit langen Stangen, die aus dem Mantel des Hügels aufragten. So vermieden sie, dass zwei Gräber übereinander kamen oder ein früheres Grab durch eine Nachbestattung gestört wurde. Zum Teil wurden die Körper der Toten in voller Tracht bestattet, zum Teil verbrannte man den Leichnam vor der Grablegung. Dann wurde nur die Asche aus dem ausgebrannten Scheiterhaufen beerdigt. Aber immer ahmten die Totengräber das innere Grab nach: Um die kleineren hölzernen Grabkammern oder um den Leichenbrandhaufen wurde eine Steinpackung angebracht. Diese wiederum wurde mit Grasbüscheln abgedeckt und dann Erde darüber geworfen.
Als die Kelten schließlich aus der Gegend am Rande des Schwarzwaldes wegzogen, war der Grabhügel auf dem Warenberg zum grössten keltischen Friedhof der Keltenzeit in Südwestdeutschland herangewachsen. Durch alle Zeiten hindurch hatte dieser Platz eine besondere Stellung. Eine Kapelle auf dem Berg, der HI. Magdalene geweiht, gab ihm den Namen: Magdalenenberg. Auf der ältesten Darstellung Villingens aus dem Jahre 1704 stand dort oben ein lothringisches Kreuz. Rund 100 Jahre zuvor war auf dem Berg eine Richtstätte. Heute ist der Magdalenenberg ein geschütztes Kulturdenkmal. Die Ruhe des Grabes im Hügel wurde 1890 erstmals in unserer Zeit unterbrochen. Eine Gruppe von erfahrenen Ausgräbern untersuchte den Hügel. Von der Kuppe legten sie einen senkrechten Trichter nach unten und drangen bis zur hölzernen Grabkammer vor. Wasser schoss ihnen entgegen und behinderte ihr Unternehmen. So viel konnten sie herausbringen, daß das Grab leer war. Trotz der Enttäuschung galt die Grabung mit dem Fund der Grabkammer als gelungen.
Hatten Grabräuber in früher Zeit das Grab geplündert? Hatten die keltischen Siedler bei ihrem Wegzug den toten Fürsten mitgenommen? Woher kam das Wasser? Die Untersuchung des Grabhügels ab 1970 zeigte, dass das Wasser wohl in frühgeschichtlicher Zeit in die Kammer gedrungen sein musste. Wer auch immer das Grab rund 50 Jahre nach seinem Baubeginn geöffnet hatte, verhalf dazu, dass das Wasser eindringen konnte. Die lehmige Erde unter der Grabkammer und über der Steinpackung wurde durch das Gewicht des Berges so dicht, dass sich das Wasser darin aufstaute und über zwei Jahrtausende das Holz konservierte. So war es möglich, aufgrund der Holzfunde ganz genau nachzuweisen, wie alt das Grab ist, wie lange man daran gebaut hatte und wie wohl die Begräbnissitte der Kelten gewesen sein mochte.
Als die Kelten um 600 v. Chr. in die Gegend um Villingen einwanderten. waren sie schon den Umgang mit Eisen gewohnt. Erz im Gebiet der Flüsse Brigach und Breg und Salz bei den heutigen Städten Schwenningen und Bad Dürrheim waren wohl der Anlaß für die Ansiedlung. Die Siedler vom Kapf waren Rinder- und Schweinezüchter und auch geübte Handwerker. Das rauhe Klima ließ wenig Ackerbau zu; Getreideanbau war wohl nicht möglich. Einigen Wohlstand erwarben sie sich, wie dies auch von anderen Siedlungen her bekannt ist, durch Handel. Davon zeugt ein bronzener Gürtelhaken aus Südostspanien, der in einem Grab im Magdalenenberg gefunden worden ist.
Urgeschichtsforscher ordnen die Leute vom Kapf der ausgehenden Hallstattzeit zu. Aus dem Dunkel der Gräber haben die Archäologen viel über Kleidung und Schmuck der keltischen Frauen und über persönliche Gegenstände der Männer ans Licht bringen können. Die Frauengräber zeigten zweierlei Ausstattung, die auf unterschiedliches Alter der Bestattungen hinweisen. Gerne trugen die Frauen vom Kapf Halsketten aus einfachen Perlen, Ohrringe und Armreifen. Mit Nadeln steckten sie die Haare hoch, und mit Fibeln hielten sie sich die Kleider zusammen. Um die Taille rafften sie die Gewänder mit einem breiten Gürtel: das Gürtelblech zum Schließen des Gürtels war schön verziert.
Bei den älteren Frauengräbern fanden die Ausgräber massive Halsringe und kräftige Tonnenarmbänder. Beim Arbeiten mussten diese sehr hinderlich gewesen sein, denn sie ließen sich nicht vom Arm streifen. Daraus schlossen die Forscher, dass solche Frauen wohlhabend gewesen sein mussten und für grobe Arbeiten die Hilfe von Mägden und Knechten hatten. Die Frauen, die in den jüngeren Gräbern bestattet waren, schmückten sich mit Armringen und Ohrringen, die innen hohl waren und an denen zusätzlich noch Anhänger baumelten. Das ließ diese Schmuckstücke zierlicher erscheinen. Sie bevorzugten breite Halsketten; einen Halsring trugen sie nicht.
Auch die Männer hielten ihre Kleidung mit Fibeln und Gürtel zusammen. Manche Männer rasierten sich, wie Funde mehrerer Rasiermesser belegen. Ferner war für die Nagelpflege gesorgt. Noch nach über zwei Jahrtausenden war der Nagelschneider aus einem Grab funktionsfähig. Ein Dolch mit fein gearbeitetem Griff und geschmückter Scheide gehörte zum keltischen Mann. In einem Kindergrab lag eine kleine Goldspirale. Diese wertvolle Grabbeigabe macht deutlich, dass auch für die Menschen damals der Tod ein schmerzliches Ereignis war.
Die keltischen Siedler wohnten nicht lange auf dem Kapf. Warum sie wegzogen, weiß man nicht. Zurückgeblieben ist von ihnen die Spur ihrer Gräber, gleichermaßen eine Spur vom Leben und vom Tod.
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